I'M EVERY WOMAN: Was? Auch Du, Picasso?!

Einstein, Picasso, Marx, Elvis... Sie alle haben was gemeinsam. Na, sie alle waren bekannte Künstler, Genies, Denker? Jupp, das auch. Sie haben aber noch etwas gemeinsam. Leider. In Bezug auf Gleichberechtigung und Frauenrechte waren sie nämlich nicht besonders revolutionär drauf, sondern eher... hüstel... geistige Schlußlichter. Pardon, Einstein!

Gut, ihr werdet jetzt vielleicht denken, dass psychische Ausbrüche, Untreue und sonstige Eskapaden bei verrückten Künstlertypen eventuell nicht wirklich shocking news sind, aber ob Elvis oder Einstein: für die Frauen macht es keinen Unterschied, wer sie da wie ein Mensch zweiter Klasse behandelt. Das macht Liv Strömquist hier deutlich. Dabei verfolgt sie klar wie Kloßbrühe ein Ziel: die Frauen, die unter den sogenannten Genies zu leiden hatten oder zu Unrecht zu Fußnoten in der Geschichte degradiert worden sind, zu rehabilitieren. Und, gelingt das..?



Ja, durchaus! Es hat aber für mich auch einen kleinen Beigeschmack... Denn auf der einen Seite ist es sehr spannend, den Scheinwerfer auf die Frauen hinter den berühmten Persönlichkeiten zu richten und zu erfahren, was für coole Socken die eigentlich waren. Ich sag nur Yoko Ono! Oder warum die Frau von Elvis Presley eine Haut wie Porzellan hatte... Psst, wenig Sonnenlicht ist das Geheimnis. Und noch toller ist es zu erfahren, wie die meisten Frauen sich aus der ungesunden Umklammerung ihrer teils verrückten Männer lösen und ihren Weg gehen konnten. Go for it, Girls! Wortwörtlich.

Auf der anderen Seite fühlt es sich aber irgendwie befremdlich an, in der Privatsphäre dieser Männer herumzuwühlen. Denn ob Picasso oder Justin Bieber, jeder Mann (und jede Frau) ist beruflich nun mal nicht immer dieselbe Person wie privat. Klar, wenn es um häusliche Gewalt oder Straftaten geht, gehört das aufgeklärt. Aber wenn jemand wie Einstein sich mehrere Geliebte „geleistet“ und seine Ehefrau sitzengelassen hat... Nun ja. Kein feiner Zug, aber im Prinzip seine Sache. Oder? Vor allem, wenn einige der dargestellten Tatsachen auf der Biografie oder gerüchten basiert.

Während es in Der Ursprung der Liebe viele psychologische Hintergrundinfos und Theorien gab, hält sich das hier in Grenzen. Wir erfahren zwar, woher die Idee der „Hure Babylons“ stammt, aber die psychologische Erläuterung von bestimmten Verhaltensweisen oder eine Einordnung in den historischen Kontext habe ich hier vermisst. Trotzdem Daumen hoch, allein schon für Livs megatollen Humor! Ich sag nur: Oh! Ein verschrumpelter Künstler! Thihi.

 

Verlag: avant-verlag

Text & Zeichnungen: Liv Strömquist (Leseprobe hier)

Inhalt: 112 Seiten

Release: März 2019

Preis: 20,00 Euro