IKON: Die meisten Denkmäler sind hohl

Nun, dieser schlaue Satz stammt leider nicht von mir, sondern von Stanisław Jerzy Lec. Ein kluger Mann! Anscheinend. Und zack, wären wir auch schon beim Pudels Kern, denn um Schein & Sein geht es auch in IKON. Meine Güte, heute haue ich aber auch ein literarisches Zitat nach dem anderen raus, huh!

Das rührt wahrscheinlich daher, dass meine grauen Zellen nach der Lektüre von IKON ganz außer sich sind. Vor Freude. Beim Lesen denkt man nämlich die ganze Zeit „Ach herrje! Nein! Oh je...“ um dann am Schluß festzustellen, dass die Realität tatsächlich mindestens genauso verrückt ist. IKON ist Wahninn. Wortwörtlich!

Es fängt auch schon recht dramatisch an... Ein junger Mann, Gleb Botkin, möchte seinem Leben ein Ende setzen. Er ist der Sohn des Leibarztes des russischen Zaren und sieht nach dem Miterleben der Oktoberrevolution keinen Sinn mehr in seinem Leben. Ohne seine Anastasia, seine Spielkameradin. Die hatte als Zarentochter (schon aus Prinzip!) ja keinen besonders guten Stand bei den Revolutionären. Und ohne sie macht für Gleb alles keinen Sinn mehr. Aber nun: erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. Das muss auch Gleb schmerzhaft am eigenen Leib erfahren...

Denn er wird gerettet, landet in einem Kloster und erlernt die Kunst der Ikonenmalerei. Und über die - und ihre Geschichte - erfährt man auch allerhand in IKON. Inhaltlich mit der Geschichte verknüpft gibt es nämlich regelmäßig Exkurse in die Geschichte und Hintergründe der Heiligendarstellung. Das ist superspannend, beansprucht die grauen Zellen aber wie gesagt ein wenig mehr als die ein oder andere Lektüre. Zudem springt auch die Erzählung zwischen den Zeitebenen - vom verrückten Ende mal ganz abgesehen. 

Aber es lohnt sich! Denn wie Gleb die Oktoberrevolution erlebt, wie er auf eine Frau trifft, die vorgibt, Anastasia zu sein, erst dem Glauben daran und schließlich fast dem Wahnsinn verfällt. Hach. Das ist alles so wahnwitzig, dass man sich nur schwer vorstellen kann, wieviel echte Geschichte tatsächlich da drin steckt. Das wird (zum Glück!) auch am Ende aufgelöst, und hat mich sprachlos zurückgelassen. Wahnsinn!

 

Verlag: avant-verlag

Von: Simon Schwartz

Inhalt: 216 Seiten

Release: März 2018

Preis: 25 Euro