Gotham Academy: Die Dumpfnudel und der Orden der Fledermaus

Was war ich gespannt auf Gotham Academy! Eine Privatschule in Gotham City, finanziert von Bruce Wayne. Na klar, von wem auch sonst?

Ob man will oder nicht (ich wollte nicht!) beschleicht einen erstmal das Gefühl, dass man hier vielleicht - also eventuell, höchstens ein klitzekleines bißchen? - bei Harry Potter abgeguckt haben könnte. Hüstl. Ich sag mal so: eine geheimnisvolle Schule, dunkle Gemäuer, die Geheimnisse bergen und mittendrin eine Schülerin mit einer ganz besonderen "Fähigkeit". Japp! Da höre ich doch schon die gute Hedwig von Harry um die Ecke flattern... Und ich muss auch gestehen, dass ich beim Lesen nur drauf gewartet habe, dass ein Schüler die Etage 9 dreiviertel entdeckt - da hätte ich Gotham Academy gleich aus dem Fenster geschmissen. Aber nein! Hier ist alles anders! Hier gibt es Fledermäuse, keine Eulen! Na dann...

Also gut, ein bißchen Harry Potter steckt hier schon drin. Da ist Leugnen zwecklos, aber hey! Wo man schon dabei war, sich Inspiration bei Harry Potter zu holen, hat man noch gleich kurz bei Stephen King und Hayao Miyazaki vorbei geschaut. Aber nur kurz! Denn irgendwie ist Gotham Academy eine Mischung aus allem: Man nehme das Setting einer geheimnisvollen Schule a lá Harry Potter, füge Charaktere hinzu, die auch einem Film von Miyazaki (Das wandelnde Schloss, Chihiros Reise ins Zauberland) entsprungen sein könnten und dazu eine Prise bedrohliche Macht á la Stephen King und tadaa: heraus kommt Gotham Academy!

Was erstmal nicht negativ gemeint sein soll, denn die Geschichte ist durchaus spannend. Die Protagonisten Olive Silverlock und Maps, die kleine Schwester ihres Ex- (oder sagen wir lieber) "Es-ist-kompliziert"-Freundes bilden charakterlich einen interessanten Gegensatz. Die kleine Maps ist eine kleine Frohnatur, die man eigentlich nur ins Herz schließen kann. Aber musste man ihr gern gesagtes "Oh my crap!" wirklich mit "Oh mein Schrott!" übersetzen..? Echt jetzt? Da muss es doch was eleganteres geben, oder?! Von "Man riecht sich, Dumpfnudel" mal ganz abgesehen... Was ist da nur los? Nun gut.

Olive hingegen ist weit davon entfernt, als Sonnenscheinchen bezeichnet werden zu können. Ich sag nur soviel: ihre Mutter war in Arkham Asylum inhaftiert. Hallöchen! An dem Punkt hatte Gotham Academy meine Aufmerksamkeit! Denn das ist mal was Neues. Eine Storyline aus der Perspektive eines Mädchens zu erzählen, deren Mutter ihr von Batman - zumindest aus ihrer Sicht - quasi weggenommen worden ist, die hat was! Für Olive ist Batman der Böse, nicht die Mutter, die sie ja liebt. Mutti ist halt die Beste, auch wenn sie einen Hang zu Pyro-Effekten hat.

Aber ab hier wurde es echt spannend und die Frage, was hinter dem Schicksal ihrer Mutter steckt, ob diese noch lebt und inwieweit Olive ihre geerbten Talente einsetzen wird, wird mich weiterlesen lassen. Denn offenbar gibt es noch mehr Verbindungen zwischen der Schule und der gefürchteten Irrenanstalt. Huh! Dazu schaut auch noch ein bekannter Schurke vorbei (ich find ihn ja irgendwie knuffig!) und ja, Batman schaut natürlich auch zwischendurch mal nach dem Rechten. Wie beruhigend!

Empfehlenswert?

Kommt drauf an. Also auf den ersten Blick weht einen ja schon Harry Potter an und die Protagonisten sind Schulkinder. Könnte man doof finden, muss man aber nicht. Immerhin gehen sie auf eine Privatschule in Gotham City, hallo? Da ist richtig was los! Und eigentlich auch gar keine schlechte Idee, wenn man mal an Gothams düstere Atmosphäre denkt. Dazu lassen die angeteasten Verbindungen zwischen der Schule zu Arkham Asylum und das Auftauchen eines bekannten Bösewichts aus dem Batman-Universum auf mehr hoffen. Das Setting der Schule könnte richtig innovative Storylines ermöglichen! Da glaub ich fest dran. 

Wenn man dann noch ein bißchen an der Übersetzung feilt, wäre ich glücklich. In diesem Sinne: Man riecht sich, Dumpfnudel!

Verlag: Panini Comics

Autoren: Becky Cloonan, Brenden Fletcher

Zeichner: Karl Kerschl

Release: 10.05.2016

Preis: 16,99