Nun, ist ja auch kein Wunder, dass die Joker-Bände gerade wie wild in die Regale purzeln. Erstens feiern wir dieses Jahr Batmans 80. Geburtstag (habe einen Muffin für die Fledermäuse rausgehängt) und zweitens spricht ja sowieso gerade gefühlt JEDER über den Joker. Gut, aktuell zwar über Joaquin Phoenix als Joker, aber das ist doch ein guter Grund, um auch mal wieder bei der Oldschool-Comic-Version vorbeizuschauen, oder? Denn wie so oft stellt man erstaunt fest: einige Comics altern besser als andere. Verrückt!
Eher schlecht gealtert ist für mich BATMAN/JOKER: WER ZULETZT LACHT. Was sehr schade ist, denn die Prämisse des Bandes ist so einfach, wie genial: Wie würde der Joker wohl auf die Diagnose reagieren, er sterbe (stürbe? Konjunktiv 1 ist hier richtig, oder? Zu Hilfe!) bald an einem Gehirntumor? NOCH verrückter werden? So bleiben, wie er ist? Ohne groß zu spoilern kann ich euch verraten: Richtig, er geht daraufhin richtig steil. Der Joker hat schließlich schon sein Leben lang in den Abgrund geblickt, auf die letzten Tage kann er auch gleich reinhüpfen. Und alle anderen mitnehmen. So weit, so Joker!
Erstmal fix aus dem Slabside-Hochsicherheitsgefängnis ausbrechen, eine Gas-Spezialmischung (zum verrückt werden!) unters Volk mischen und schwupps, hat der Joker einen Haufen Krimineller und Verrückter im Mini-Me-Stil erschaffen. Tadaaa! Das ist wirklich kurios und auch unterhaltsam, aber anfangs bestreitet nicht etwa Batman den Versuch, ihn aufzuhalten, sondern zwei mir völlig Unbekannte: Sicherheitschef Shilo Norman und Marshal Dina Bell. Apropos unbekannt: Schurken wie Multi-Man, Dr. Polaris oder Black Mass finden sich auch nicht wirklich in meiner aktuellen Top 20-Batman-Schurken-Galerie, bestreiten hier allerdings das Joker-Team.
Erst später gesellen sich namhafte Mitglieder der Bat-Familie hinzu, allen voran Nightwing und Oracle aka Barbara Gordon, die recht ausgeprägte Mordfantasien gegenüber dem Joker entwickelt hat und sehr intensiv pflegt... Oha. Aber gut, wer mag es ihr verdenken? Und natürlich wird - mal wieder! - die Diskussion geführt, ob Gotham City nicht ein schönerer Ort ohne den Joker wäre und ob warum man ihn denn nicht endlich mal um die Ecke bringt! Aber was würde Bats dann machen..? Eben.
Der Joker ist hier auf jeden Fall in seinem Element und einen Blick wert, auch wenn die Story euch vielleicht nicht vom Hocker reißen wird und der Zeichenstil anfangs durchaus etwas gewöhnungsbedürftig ist. Gut, 2000er eben. Oh, erwähnte ich eigentlich schon Mister Mind aka Alienwurm aka putzig as hell? Nein? Ach, allen für den solltet ihr mal reinschauen.
Weitaus mitreißender ist da schon BATMAN/JOKER: Der Mann, der lacht. Hach! Auf Brubaker ist eben Verlass. 2005 erschienen, wirkt hier gleich alles viel düsterer und erwachsener. Es beginnt bereits mit einem Haufen entstellter Leichen, die selbst den härtesten Cop aus den Socken haut. Kaum hat man das verdaut, gibt der Joker auch schon Drohungen und eine Liste der nächsten prominenten Opfer im TV zum besten. Ach ja, der Joker liebt den großen Auftritt!
Hier ist alles noch am Anfang: Batman und Gordon müssen erst noch Freunde werden, der Joker hat sich noch nicht in Batman verliebt, aber tritt hier auf, wie man ihn kennt und lie... nun, lieber nicht begegnen möchte. Es gibt die klassischen Joker-Grimassen-Opfer, er plant direkt ganz Gotham City ins Verderben zu stürzen und ist dem - noch frischen - Bats immer einen Schritt voraus. So liebe ich das!
Also wenn ihr Jack Nickolsons Joker-Version mochtet, dann werdet ihr hier auch glücklich mit. Und das Beste: Es gibt sogar noch eine zweite Brubaker-Geschichte im Heft: Ganz aus Holz. Toll!
Und weil es grad so schön ist, hat Panini noch ein Joker Special rausgehauen. Für 3,99 Euro bekommt ihr hier zwei Joker-Geschichten, eine aus dem Jahr 2000 und 2004. Und beide wissen durchaus zu unterhalten! Während der Joker sich in der ersten Birds of Prey-Geschichte vor einer (vermeintlich) Unbekannten seines genialen Planes rühmen will, fällt der schneller flach, als er bis drei zählen kann. Hier musste ich tatsächlich mehrmals über seine Sprüche schmunzeln (er mag das Musical CATS offenbar nichts besonders gerne... sowas).
In der zweiten Geschichten muss sich Superman mit dem Joker herumschlagen, wunderschön in Szene gesetzt von Jock aka Mark Simpson. Hier wird zwar eigentlich nur geredet, aber wie der Joker schon nach drei Sätzen anfängt, seine grummelige Fledermaus zu vermissen, herrlich! Also für den Preis macht man hier nichts falsch, wenn man die Geschichten nicht sowieso schon kennt.