SKIM: Mein Herz, eine kaputte Waschmaschine

Also eins vorweg: Wenn ihr bei den aktuell tropischen Temperaturen eine Comic-Lektüre sucht, die ihr im gleißenden Sonnenschein genießen könnt, dann ist SKIM vielleicht nicht ganz das richtige. So von der Stimmung her... Zumindest NOCH nicht. Denn die Geschichte von Skim aka Kim spielt im Herbst. Vor allem gefühstechnisch. Kim ist nämlich alles andere als ein Sonnenscheinchen. An dieser Stelle wollte ich übrigens noch ein Zitat einbauen, mir kam irgendwie der Satzfetzen "kein Licht leuchtet mir..." in den Sinn, aber beim Recherchieren wurden mir nur Hilfe-Foren für kaputte LED-Lampen vorgeschlagen. True Story.

Na dann eben ohne deepe Lyrik: Skim hat einfach selten gute Laune. Sie ist eher Außenseiterin als Klassensprecherin, ihr Style als Goth und das neu erwachte Interesse an der Wicca-Bewegung (eine naturverbundene, mystische Religion) sprechen ebenfalls für sich. Zumindest für ihre Klassenkamerad*innen. Ihre einzige richtige Freundin versteht sie auch nur so halb und dann stehen dann plötzlich auch noch diese verwirrenden Gefühle im Raum, wenn Kim ihre Englischlehrerin sieht. Und die sieht man als Schülerin ja ziemlich oft...

Puh, da ist wirklich einiges los in Kims Herzchen. Als kaputte Waschmaschine bezeichnet sie diesen Zustand selbst, was ich sehr rührend finde. Überhaupt sind wir durch die zahlreichen Tagebucheinträge sehr nah dran an Kims Gefühlschaos.

SKIM ist für mich keine Gute-Laune-Lektüre, aber alles andere als langweilig. Man fiebert von Herzen mit ihr mit, durchleidet erneut - zumindest stellenweise - den emotional instabilen Zustand eines Teenagers und ist am Ende sehr, sehr froh, keiner mehr zu sein.

Auch wenn Ein Sommer am See bei 36 Grad passender als Lektüre erscheint: Der Zeichenstil, die vielen treffenden und pointierten Feststellungen und Kims Entwicklung erlauben einem als Leser*in, Kim auf knackigen 144 Seiten beim Erwachsenwerden zu begleiten. Also: Sobald die Tage wieder kürzer werden, solltet ihr unbedingt einen Blick drauf (und rein!) werfen. Oder einfach jetzt. So wie ich.

 

Verlag: Reprodukt

Von: Mariko Tamaki & Jillian Tamaki

Inhalt: 144 Seiten, s/w

Preis: 20,00 Euro